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Remailer (Mixmaster, Mixminion)

Remailer wurden von den Cyberpunks bereits Mitte der neunziger Jahre genutzt. Gegenwärtig sind Typ-II-Remailer (Mixmaster) am weitesten verbreitet, Typ-III-Remailer (Mixminion) sind in der Entwicklung.

Der Versand einer Nachricht über Remailer-Kaskaden ist mit der Versendung eines Briefes vergleichbar, der in mehreren Umschlägen steckt. Jeder Empfänger innerhalb der Kaskade öffnet einen Umschlag und sendet den darin enthaltenen Brief ohne Hinweise auf den vorherigen Absender weiter. Der letzte Remailer der Kaskade liefert den Brief an den Empfänger aus.

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Technisch realisiert wird dieses Prinzip mittels asymmetrischer Verschlüsselung. Der Absender wählt aus der Liste der verfügbaren weltweit verteilten Remailer n verschiedene Rechner aus, verschlüsselt die E-Mail mehrfach mit den öffentlichen Schlüsseln der Remailer in der Reihenfolge ihres Durchlaufes und sendet das Ergebnis an den ersten Rechner der Kaskade. Dieser entschlüsselt mit seinem geheimen Schlüssel den ersten Umschlag, entnimmt dem Ergebnis die Adresse des folgenden Rechners und sendet die jetzt (n-1)-fach verschlüsselte E-Mail an diesen Rechner. Der letzte Rechner der Kaskade liefert die E-Mail an den Empfänger aus.

Mitlesende Dritte können lediglich protokollieren, dass der Empfänger eine E-Mail unbekannter Herkunft und evtl. unbekannten Inhaltes (verschlüsselt mit OpenPGP oder S/MIME) erhalten hat. Es ist ebenfalls möglich, Beiträge im Usenet anonym zu posten.

Um die Traffic-Analyse zu erschweren, wird die Weiterleitung jeder E-Mail innerhalb der Kaskade verzögert. Es kann somit 2...12h dauern, ehe die Mail dem Empfänger zugestellt wird.

Missbrauch der Mixmaster Remailer

Nach Schätzungen der German Privacy Foundation liegt der Missbrauch bei 0,001%, wobei auch alle nicht strafrechtlich relavanten Abuse-Messages mitgezählt wurden, die bei den Betreibern der Remailer gpfa und gpfc eintrafen (zB. Spam in Newsgroups u.ä.).

Erkennung von Remailern

Die Erkennung wird durch die Betreiber ausdrücklich gewünscht und unterstützt, um den Empfänger über das Wesen des Services zu informieren:

Blockieren von Remailern

Das Blockieren von Remailern ist für das eigene E-Mail Postfach einfach möglich. Man kann an alle Remailer eine E-Mail mit folgendem Inhalt senden:

destination-block e-mail-adresse

Die E-Mail Adresse wird automatisch der Block-Liste hinzugefügt, man erhält keine anonymen Nachrichten mehr. Eine Liste der E-Mail Adressen der aktiven Mixmaster-Remailer (nur Exit-Remailer):

Vorratsdatenspeicherung für Remailer

Remailer speichern keine Daten über die Nutzung des Dienstes. Eine rückwirkende Deanonymisierung der Nutzer ist nicht möglich.

Gemäß §113a (6) TKG sind Anonymisierungsdienste zur Protokollierung der Umschreibung von IP-Adressen verpflichtet, wenn die Daten von Dritten zu speichern sind. Als kostenfrei und auch nicht werbefinanzierter Dienst sind Remailer kein Telekommunikatiosdienste im Sinne des §24 TKG und damit auch nicht von den Festlegungen des §113a TKG betroffen.

Auch die EU-Richtline zur Vorratsdatenspeicherung, welche mit dem §113a TKG umgesetzt wurde, adressiert nur kommerziell angebotene Dienste, da sie im Rahmen der Regulierung des Binnenmarktes verabschiedet wurde.

Außerdem ist es aufgrund der weltweiten Verteilung der Netzwerke nicht möglich, Nutzer gezielt zu deanonymiseren, wenn nur einige Remailer die Daten speichern würden. Die Vorratsdatenspeicherung ist damit ungeeignet, ihr Ziel zu erreichen und es Konsens unter den Administratoren, diese Maßnahme nicht umzusetzen.

Da die Remailer vom §113a (6) nicht betroffen sind, gelten die Regelungen des Datenschutzgesetzes, welche ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro bei unrechtmäßiger Datenspeicherung vorsieht.

GPFWiki: Remailer (last edited 2010-01-28 19:16:39 by mix1)


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